Miami
Natürlich denkt man zunächst an Miami, wenn man über Florida redet. Mit dreieinhalb Millionen Einwohnern ist die bunte Metropole im Süden der Halbinsel die größte Stadt des Staates und als Drehscheibe des Luftverkehrs vermutlich die erste Station einer Florida-Reise.
Eigentlich ist es kaum eine amerikanische Stadt, vielmehr eine kubanische. Zwar gibt es die traditionellen Wolkenkratzer zu bestaunen, aber abseits dieser Manifeste amerikanischer Kultur tummeln sich die spanischen Elemente. Das ist kein Wunder, denn Miami ist immer schon das erste Ziele aller Exil-Kubaner gewesen. Aufgeteilt ist die Stadt in Dade County und Miami Beach. Schlagzeilen haben in den letzten Jahren Hurrikane und die Verbrechensrate gemacht. So weit es die Wirbelstürme betrifft, so sind einige Verwüstungen zum Teil immer noch nicht beseitigt. Die Verstärkung der Polizeipräsenz und einige andere Maßnahmen haben aber dafür gesorgt, daß man als Tourist mittlerweile relativ sicher ist, sofern man die touristischen Viertel nicht verläßt.
Art Deco District
Ein solches touristisches Viertel ist der Art Deco District auf der Halbinsel von Miami Beach. Es ist ein historischer Stadtbezirk, in dem sich achthundert ausgezeichnet restaurierte denkmalgeschützte Gebäude aus den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts finden. Er ist - oder war bis zur Ermordung Gianni Versaces - ein beliebtes Zentrum der Modewelt und leuchtet in Pink und Pastellfarben. Das gleichnamige Viertel ist das weltweit größte Zentrum des Architekturstils Art Deco und wäre doch beinahe völlig verfallen.
Erst eine Bürgerinitiative erreichte die Aufnahme ins National Register Of Historic Places. Es gibt im Art Deco Viertel zahlreiche Restaurants, Bars und Cafés - gute darunter. Aus irgend einem Grund tummeln sich dort ähnlich viele Autos aus den Baujahren bis 1950 wie auf Cuba. Besser als mit dem Auto kann man das Viertel aber zu Fuß erkunden - und zwar auf den Fußgängerrundwegen Ocean Drive und Lincoln Road. Ganz in der Nähe finden sich auch einige der besten und interessantesten Hotels der Stadt, darunter das Loews Miami Beach Hotel, das Delano, das Albion, das selbst im Art Deco Stil erbaut ist, oder das Blue Moon Hotel.
John Deering
3251 S. Miami Avenue lautet die Adresse des Pendants des kalifornischen Xanadu in Miami. Der Industrielle und Alkoholschmuggler John Deering hat die kleinere, aber nicht minder imposante Variante des Hearst-Palastes im Jahr 1916 für fünfzehn Millionen Dollar erbauen lassen. Das mag noch nicht so imposant klingen, denn auch in Beverly Hills bekommt man ab und zu - wenn auch sehr selten - ein Haus zu diesem Preis angeboten, aber das sind Preise der Gegenwart.
Im Jahr 1916 lag die Kaufkraft des Greenback ungefähr zehn Mal höher als heute. Das reichte schon, um einen handfesten Palast mit siebzig Zimmern und dem edelsten Interieur zu errichten. Er verfügt ferner über einen eigenen Strand nebst großer Anlegestelle - eher schon ein kleiner Hafen - und einen ausgedehnten Park. Das ganze Anwesen mit seiner reichen Sammlung von Kunstwerken kann täglich bei einem Eintrittspreis von zehn Dollar besichtigt werden.
Bayside Marketplace
So ganz genau kann man nicht sagen, was Bayside eigentlich ist. Irgendwie ist es ein großes Einkaufszentrum, ein Markt im antiquierten Sinne, wo man an verschiedenen "Ständen" einkaufen kann, aber auch von Künstlern und Artisten unterhalten wird. Vielleicht ist es auch ein Vergnügungspark, in dem man zufällig auch einkaufen kann. Das kommt auf den Standpunkt des Betrachters an. Dieser Markt findet sich am Yachthafen, 401 Biscayne Boulevard, und findet größtenteils unter freiem Himmel statt. Wenn man allerdings nur schnell etwas einkaufen will, ist Bayside eigentlich nicht die richtige Wahl, denn hier wird das Einkaufen zum Selbstzweck.
Central
Vermutlich reisen die meisten Urlauber nicht so sehr der Sehenswürdigkeiten wegen nach Miami, oder weil General Noriega im dortigen Staatsgefängnis bis zu seiner Auslieferung an Frankreich 2007 einsaß, sondern um einen unkomplizierten Badeurlaub zu verbringen. Dafür ist man in Miami Beach Central genau richtig. Hier finden sich ausreichend Hotelanlagen und Resorts mit eigenem Strand. Die Preise sind dafür aber auch zum Teil extrem: unter zweihundert Dollar pro Nacht im Einzelzimmer ist kaum etwas zu haben.
Downtown Miami
Hochhäuser, die in ihrer Mehrzahl leer stehen, sehen natürlich nicht weniger imposant aus, als voll vermietete Exemplare ihrer Zunft. Die leerstehenden Wolkenkratzer von Miami kann man sehr gut vom Yachthafen aus bewundern. Warum diese wirklich imposanten und architektonisch herausragenden Bauwerke leer stehen? Weil es für so viel Büroraum in einer solchen Stadt keinen Markt gibt.
Gebaut hat man speziell in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts trotzdem, denn man hat Geld verbaut, das so schmutzig war, dass es überhaupt nichts machte, wenn von einem Dollar, den man investierte, nur zwanzig Cents übrigblieben - es waren dann eben zwanzig saubere Cents. Aber die Mafia hat nichts dagegen, wenn Sie ihre Bauwerke zum Beispiel aus der Hochbahn, die das Viertel umspannt und Wagen mit großen Aussichtsfenstern hat, besichtigen kann.
Im übrigen findet sich hier auch die nach Langley größte inländische Filiale des CIA, die von Miami aus den Kampf gegen Castro und die Überwachung ganz Lateinamerikas geführt hat und führt. Downtown Miami kann auch in einer kombinierten Stadt- und Bootsrundfahrt besichtigt werden. Preis etwa vierzig Dollar. Zum gleichen Preis kann man übrigens eine Bootsfahrt an der Küste von Fort Lauderdale nach Miami unternehmen.
Miami Heat
Wenn Miami auch viel Strand und dergleichen zu bieten hat, wurde es für die meisten Amerikaner doch erst zu einer richtigen Stadt, seit die Miami Heat unter Pat Riley zu einem der führenden Basketball-Clubs der NBA aufstiegen. In der Tat hat die Stadt durch die Heat sehr viel Prestige gewonnen, und jeder Basketball-Fan sollte ein Heimspiel besuchen, wenn er schon in der Stadt ist.
Ausflugsziele in der Umgebung von Miami
Fort Lauderdale - Das Venedig Amerikas liegt nördlich von Miami Beach. An Venedig in Italien erinnern vor allem die langgestreckten Kanäle, die mit Wassertaxis befahren werden können und von prunkvollen Villen umsäumt sind. Die Sawgrass Mills, das größte Einkaufszentrum der Welt, sind die herausragende Attraktion der Stadt. Fort Lauderdale verfügt aber auch über ausreichend Strände und eine hübsche Strandpromenade.
Boca Raton - Ebenfalls eine elegante Stadt mit vielen Villen. Exclusive Tennis- und Golfanlagen dominieren den Ort, in dem jährlich ein großes Tennis- und ein ebenfalls bedeutendes Golfturnier abgehalten werden.
Palm Beach - Noch einen Schritt nördlich von Boca Raton liegt Palm Beach - nicht zu verwechseln mit Palm Springs, California -, eine langgestreckte Insel an der Goldküste, die über Brücken mit West Palm Beach auf dem Festland verbunden ist. Ähnlich wie Palm Springs ist auch Palm Beach ein Ziel der High Society, aber auch der Studenten während Spring Break. Natürlich finden sich auch hier lange Strände und Hotels, aber zumeist ist hier alles etwas teurer als anderswo.
Keys - Die Florida Keys erstrecken sich von Miami bis neunzig Meilen vor Kuba. Sie sind eine Inselkette, die hundertdreißig Meilen lang ist und über zweiundvierzig Brücken verbunden ist. Der Overseas Highway führt von Miami bis nach Key West und ist eine spektakuläre Reiseroute. Auf Key West lebte Ernest Hemingway. Die Insel hat sich seither nicht so dramatisch verändert. Sie taugt nicht als Ziel eines Badeurlaubs, denn es gibt kaum Strände, aber Bootsfahrten und Tauchgänge sind angesichts der Korallenriffe und der exotischen Unterwasserwelt eine gute Alternative. Auch für Sportfischer sind die Keys eine gute Wahl. Man kann seine Zeit aber auch mit dem bunten Leben auf der Insel verbringen, die Bars besuchen oder am Hemingway-Imitatoren-Wettbewerb teilnehmen.